Auf Initiative der Grünen Landtagsfraktion wurde am 6. Oktober 2009 ein gemeinsamer Antrag aller Fraktionen auf Einrichtung der Enquetekommission "Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft - berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung" vom Landtag beschlossen.
Gesellschaftliche Herausforderungen wie der demografische Wandel, stetige Veränderungen in der Berufs- und Arbeitswelt sowie der bevorstehende Fachkräftemangel in Deutschland boten Anlass, das berufliche Bildungssystem kritisch zu betrachten und an die neuen Herausforderungen anzupassen. Dabei standen die Aspekte der Flexibilität von Ausbildungsmöglichkeiten sowie der Zielsetzung lebenslangen Lernens im Fokus.
Ziel der Enquetekommission war es daher, „Entwicklungen und Innovationen anzustoßen, die allen jungen Menschen künftig einen erfolgreichen Start in das Berufsleben eröffnen und zugleich die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen, dass älter werdende Fachkräfte länger als heute produktiv am Erwerbsleben teilhaben können.“ Hierfür galt es konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln und Strategien für eine Weiterentwicklung bestehender Angebote im Bildungsbereich hin zu passgenauen Bildungsangeboten für verschieden Lebensphasen aufzuzeigen.
Siegfried Lehmann vertrat die Grüne Fraktion in der Enquêtekommissiom. Herr Prof. Dr. Dieter Euler, Universität St. Gallen, wurde von der Grünen Fraktion als sachverständige Person der Enquetekommission benannt.

Ergebnisse der Enquetekommission

In über 50 Handlungsempfehlungen - die mit dem Koalitionsvertrag zum festen Arbeitsauftrag der Grün-roten Landesregierung geworden sind - ist es der Enquetekommission gelungen, ein Bündel an Maßnahmen zu schnüren, welches in der Lage ist
• mehr junge Menschen in Ausbildung zu bringen
• mehr junge Menschen zu höheren Bildungsabschlüssen zu bringen
• Grundlagen für lebenslanges Lernen zu schaffen
• Anreize für Unternehmen zu qualitativen und quantitativen Fortschritten im Ausbildungsbereich zu bewegen
• Menschen mit Migrationshintergrund beruflich und damit gesellschaftlich zu integrieren
• Menschen mit im Ausland erworbenen Qualifikationen in das Berufsleben zu integrieren
• die beruflichen Schulen in unserem Land zu Kompetenz- und Innovationszentren weiterzuentwickeln
• Lehrkräfte für die Lehre an beruflichen Schulen zu gewinnen
• die duale Ausbildung attraktiver und zukunftsfähig zu gestalten
• die Qualität der Ausbildung zu verbessern
• individuelle Förderung verbindlich einzuführen und zu strukturieren

…kurz: dem anstehenden Fachkräftemangel durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen entgegenzuwirken und damit die „Wissensgesellschaft“, welche Forderung GRÜNER Politik war und ist, weiterzubringen.

Grüne Ziele in der Enquetekommission

Ziel der Grüne Landtagsfraktion in der Arbeit der Enquete war es, Grundlagen für eine Reform der beruflichen Bildung zu legen, welche eine ausreichende und qualitativ hochwertige Ausbildungsplatzversorgung auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sicherstellen kann. Dabei sollte es insbesondere auch darum gehen, auf der einen Seite das duale Ausbildungssystem in Baden-Württemberg attraktiver zu gestalten, so dass leistungsstarke Jugendliche Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des beruflichen Bildungssystems und in jeder Phase ihrer Ausbildung die Möglichkeit zu einer höheren allgemeinbildenden Ausbildungsqualifikation erhalten. Auf der anderen Seite sollten leistungsschwächere junge Menschen durch spezielle Förderangebote in das berufliche Bildungssystem integriert werden und jede und jeder Jugendliche die Möglichkeit erhalten, zu einem Berufsabschluss zu gelangen, welcher zu einer Berufstätigkeit befähigt.
Grundlagen für ein selbstbestimmtes Leben in der Wissensgesellschaft ist nach Ansicht der Grünen Landtagsfraktion die Möglichkeit und Bereitschaft des lebenslangen Lernens. Hierfür ist es sowohl erforderlich, dass Bildungsabschlüsse auf dem zweiten Bildungsweg die Möglichkeit einer (Re-)Integration in die Gesellschaft bieten. Ebenso ist es jedoch von hoher Bedeutung, dass Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung derart gestaltet werden, dass sie in jede mögliche Erwerbsbiografie eingebettet werden können. Insbesondere Menschen, die aufgrund von Elternzeit, Pflege von Familienmitgliedern oder Arbeitslosigkeit über eine längere Dauer hinweg nicht berufstätig waren, sollen durch passgenaue Weiterbildungsangebote die Möglichkeit zu einer Integration in die Berufswelt und damit in die Gesellschaft bekommen. Berufsbegleitende Weiterbildungsmöglichkeiten sind hierfür ebenso notwendig wie unterschiedliche Modelle der Finanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen als auch die Entwicklung einer regulären Anerkennungspraxis von absolvierten Weiterbildungsangeboten.
Für die Grüne Landtagsfraktion stehen damit die Themen der Durchlässigkeit zwischen unterschiedlichen beruflichen wie allgemeinbildenden Aus- und Weiterbildungsabschnitten sowie die Anerkennung erworbener beruflicher Qualifikationen im Vordergrund notwendiger Reformmaßnahmen. Diese zu benennen und daraus die erforderlichen Handlungsempfehlungen zu erarbeiten war nach Ansicht der Grünen Fraktion wesentliche Aufgabe der Enquetekommission. Lebenslanges Lernen als wesentlichen Bestandteil von Erwerbsbiografien zu gestalten sollte langfristiges Ziel einer Weitentwicklung der Bildungslandschaft sein - hierfür ist es notwendig, dass Weiterbildung zur vierten Säule der Wissensgesellschaft wird.

Dokumente

Lesen Sie HIER [39 KB] den Einsetzungsbeschluss des Landtags vom 06.10.2009.
HIER [25.611 KB] finden Sie den Abschlussbericht der Enquetekommission vom 10.12.2010
Den Umsetzungsstand der Emqueteempfehlungen 2013 finden Sie HIER [2.923 KB] .